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Roth: „Eine unermüdliche Kämpferin für das Gedenken“

Thema: Philomena Franz zum 100. Geburtstag

Donnerstag, 21. Juli 2022

Als eine der ersten Sintizza hat Philomena Franz in den 1970er Jahren ihre Stimme erhoben und öffentlich über ihre Erfahrungen in Auschwitz und anderen NS-Konzentrationslagern gesprochen. Unablässig setzt sie sich seither für das Gedenken und die Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma ein. Heute wird sie 100 Jahre alt.

Philomena Franz in ihrer Wohnung in Bergisch-Gladbach

„Wenn wir hassen, verlieren wir“, ist Philomena Franz überzeugt. Seit Jahrzehnten engagiert sich die Holocaust-Überlebende für Aufklärung und Versöhnung.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte die Jubilarin und dankte ihr für ihr großes Engagement für die Aufarbeitung der NS-Verbrechen und die Erinnerungskultur in Deutschland. Philomena Franz habe mit ihrer Arbeit als Zeitzeugin ihrer Trauer, ihrem Schmerz, ihrer Wut und ihrer Erkenntnis Ausdruck verliehen. Sie habe es für die vielen getan, die nicht überlebt haben, und uns damit geholfen, „die Zeit, in der wir leben, zu verstehen und unsere Zukunft gestalten zu können, statt ihr ahnungslos zu begegnen“, so die Staatsministerin.

Einsatz für Aufarbeitung der NS-Verbrechen

Philomena Franz wurde 1922 in eine Künstlerfamilie im badischen Biberach geboren. 1943 wurde sie von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte, während ein Großteil ihrer Familie in NS-Konzentrationslagern ermordet wurde.

Anfang der 1970er Jahre sprach sie erstmals mit Schülerinnen und Schülern über ihre Erfahrungen im Holocaust. Als eine der ersten deutschen Sintizza berichtete sie öffentlich über die an Sinti und Roma verübten Verbrechen. Es war der Auftakt für ihr jahrzehntelanges Engagement als Zeitzeugin in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Franz war zudem die erste Sintizza, die ihre Erlebnisse auch literarisch verarbeitete. 1985 erschien ihr autobiografischer Bericht „Zwischen Liebe und Hass“ – damals ein außergewöhnlicher Schritt. Denn die geschichtliche Überlieferung wurde nahezu ausschließlich innerhalb der Familien von Sinti und Roma weitergegeben und erhalten.

Eine der letzten Zeitzeuginnen

Philomena Franz ist heute eine der letzten Zeitzeuginnen, die noch unmittelbar von ihren Erfahrungen im Holocaust erzählen kann. „Stimmen wie ihre werden seltener, je länger das Grauen, über das sie berichten können, zurückliegt. Sie werden auch immer kostbarer“, betont Claudia Roth. Die Staatsministerin hat Philomena Franz wenige Tage vor ihrem runden Geburtstag zuhause besucht. 

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