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Rilke-Nachlass geht nach Marbach

Thema: Bund fördert Ankauf

Donnerstag, 01. Dezember 2022

Rainer Maria Rilke zählt weltweit zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Fast 100 Jahre lang befand sich ein großer Teil seines Nachlasses in Familienbesitz. Jetzt geht er in die Sammlungen des Deutschen Literaturarchivs Marbach über – „die vielleicht wichtigste Nachlass-Erwerbung in der deutschen Nachkriegsgeschichte“, so Kulturstaatsministerin Roth.

Briefe von Lou Andreas-Salomé an Rilke

Brief an Rilke von seiner Geliebten Lou Andreas-Salomé – einer von rund 8.800 Briefen aus dem Nachlass des Dichters.

Tausende Seiten mit handschriftlichen Notizen und Werkentwürfen, 86 weitgehend unbekannte Skizzen- und Tagebücher, rund 8.800 Briefe, hunderte Zeichnungen und Fotos aus allen Lebensphasen sowie eine Bibliothek von weit über 400 Büchern und Zeitschriften – kommentiert vom Dichter. All das umfasst das Rainer Maria Rilke-Archiv Gernsbach, eines der bedeutendsten Autorenarchive des 20. Jahrhunderts. Rilkes Nachkommen haben es nun dem Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA) übereignet, nachdem sie es seit dem Tod des Schriftstellers 1926 gepflegt hatten. 

„Unter den bedeutendsten Dichterinnen und Dichtern, Schriftstellerinnen und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts gibt es ganz wenige, die so tiefe und so bleibende Spuren hinterlassen haben, wie Rainer Maria Rilke. Seine Lyrik berührt Menschen überall auf der ganzen Welt“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth beim heutigen Pressetermin in Berlin. „Es ist eine kleine Sensation, dass dieser Rilke-Nachlass jetzt der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich gemacht werden kann“, erklärte die Staatsministerin.

Neben der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützen den Ankauf des Rilke Gernsbach Archivs die Baden-Württemberg-Stiftung, die Kulturstiftung der Länder, die Wüstenrot-Stiftung, die Berthold Leibinger Stiftung und die Carl Friedrich von Siemens Stiftung finanziell.

Nachlass eröffnet neue Perspektiven auf Rilkes Leben und Werk

Die umfassende Sammlung von Schriftstücken, Zeichnungen und Fotos gibt bislang unbekannte Einblicke in Rilkes Leben und die Entstehungsgeschichte seiner Werke. Darunter befinden sich Vorarbeiten, Entwürfe und Reinschriften der bekanntesten Prosawerke und Gedichtzyklen, etwa der „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ und der „Duineser Elegien“. 

Aber auch umfassende Briefwechsel sind Teil des Archivs. Sie zeigen, wie gut Rilke mit der Literatur- und Kunstszene seiner Zeit vernetzt war – über Sprach- und Landesgrenzen hinweg. So korrespondierte er beispielsweise mit Paul Klee und Auguste Rodin, André Gide, Robert Musil, Boris Pasternak, Else Lasker-Schüler und Eleonora Duse.

Rilke verstand sich als Weltbürger. Er lebte in Frankreich und Italien, in Deutschland und der Schweiz, bereiste Russland, Spanien, Skandinavien, aber auch Ägypten. Er verfasste Gedichte auf Deutsch, Französisch und Russisch und übersetzte unter anderem Charles Baudelaire, William Shakespeare, Michelangelo und Sören Kierkegaard.

Ausblick auf Rilke-Jubiläum 2025/26

Mit dem Ankauf des Gernsbacher Archivs wird Marbach nun zur zentralen Anlaufstelle für die internationale Rilke-Forschung und seine Fans. „Ich bin gespannt, was wir durch die Erschließung dieser teils unveröffentlichten Werke Neues über ihn erfahren werden“, freute sich auch Kulturstaatsministerin Roth.

Sobald das DLA den Nachlass vollständig gesichtet und erschlossen hat, wird es ihn uneingeschränkt der Öffentlichkeit zugänglich machen. Außerdem plant das Literaturmuseum Marbach zum 150. Geburtstag und 100. Todestag des Dichters ab Ende 2025 eine große Rilke-Ausstellung. Sie soll den Schriftsteller im Spiegel der kulturellen und politischen Entwicklungen seiner Zeit und ihrer Nachwirkungen bis in die Gegenwart in den Blick nehmen.

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach gilt als wichtigste Literaturinstitution für neuere deutsche Literatur. Es bewahrt einzigartige Quellen der Literatur- und Geistesgeschichte von 1750 bis heute. Neben dem Archiv gehört zum DLA auch das Schiller-Nationalmuseum und das Literaturmuseum der Moderne. BKM fördert die Einrichtung institutionell, darüber hinaus unterstützt der Bund einzelne Projekte. 

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